Reformierte Kirchen und Täuferbewegung sind Zweige desselben evangelischen Astes am grossen christlichen Baum. Beide sind Kinder der Reformation. Doch ihre Wege haben sich bereits am Anfang getrennt. Ein tragischer Riss geht durch die Zürcher Reformationsbewegung und hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Hinrichtungen, Verfolgung und Vertreibung sollten die Täuferbewegung ausrotten. Doch die Täuferbewegung hat überlebt und ist bis heute lebendig geblieben, wofür uns die Nachfahren der Täufer ein lebendiges Zeugnis sind.
Verfolgte vergessen ihre Geschichte nicht. Verfolger dagegen verdrängen sie gerne. Wir - Vertreter und Vertreterinnen der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich - sind uns heute bewusst, dass unsere Kirche die Geschichte der Verfolgung der Täufer weitgehend verdrängt hat.
Wir bekennen, dass die damalige Verfolgung nach unserer heutigen Überzeugung ein Verrat am Evangelium war und unsere reformierten Väter in diesem Punkt geirrt haben.
Wir halten fest, dass das Urteil über die Täufer im Zweiten Helvetischen Bekenntnis, das die Lehren der Täufer als unbiblisch verwirft und mit ihnen jede Gemeinschaft verweigert, für uns nicht mehr gilt und wir bestrebt sind, das Verbindende zu entdecken und zu bestärken.
Wir anerkennen die Gläubigen der täuferischen Tradition als unsere Schwestern und Brüder und ihre Gemeinden als Teil des Leibes Christi, dessen unterschiedlichen Glieder durch den einen Geist miteinander verbunden sind.
Wir achten den radikalen Ansatz der Täuferbewegung, als eine freie Gemeinschaft von entschiedenen Gläubigen Salz der Erde und Licht der Welt zu sein und die Botschaft der Bergpredigt konkret umzusetzen.
Es ist an der Zeit, die Geschichte der Täuferbewegung als Teil unserer eigenen Geschichte zu akzeptieren, von der täuferischen Tradition zu lernen und im Dialog mit den täuferischen Gemeinden das gemeinsame Zeugnis des Evangeliums zu verstärken.
In Anlehnung an die reformierte Tradition bekennen wir:
Wir gehören nicht uns selbst. Wir gehören Jesus Christus, der uns in seine Nachfolge ruft und uns auffordert, uns mit jenen Brüdern und Schwestern zu versöhnen, die etwas gegen uns vorbringen können.
Wir gehören nicht uns selbst. Wir gehören Jesus Christus, der uns durch das Kreuz mit Gott versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung anvertraut hat.
Wir gehören nicht uns selbst. Wir gehören Jesus Christus, der die Mauer der Feindschaft zwischen uns niedergerissen und Nahe und Ferne in einem Leib vereinigt hat.
Kirchenrat des Kantons Zürich