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Der Reformator Heinrich Bullinger (1504 - 1575) stand stets im Schatten von Huldrych Zwingli, obwohl dessen Werk ohne seinen Nachfolger kaum Bestand gehabt hätte. Anlässlich seines 500. Geburtstages 2004 wird die bedeutende Persönlichkeit umfassend gewürdigt.

Die Beschäftigung mit Bullinger soll nicht nur Würdigung sein, sondern auch ein Anlass der Selbstbesinnung. Was vom reformatorischen Erbe ist auch heute noch brisant und aktuell? Was heisst es heute, reformiert zu sein?

Im Zentrum des Bullinger-Jubiläums steht die Ausstellung über Bullingers Person, Werk und Zeit im Grossmünster. Ein aussergewöhnlicher Ort für eine Ausstellung und doch der passendste. Hier hat Bullinger während 44 Jahren gelebt und gewirkt.

Die Ausstellung ist mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm verbunden: Konzerten, Lesungen, Tagungen, Gottesdiensten und Podiumsgesprächen.

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Verfolgung der Täufer:
Ihre Anführer werden ertränkt.


1525 zieht Zwingli Bullinger zu den Gesprächen mit Täufern hinzu. Bullinger protokolliert. Für Zwingli und Bullinger gehen die Täufer zu weit mit ihren reformatorischen Forderungen. 1527 wird ihr Anführer Felix Manz in der Limmat ertränkt. 1528 erleiden die Täufer Jakob Falk und Heini Reimann dasselbe Schicksal (Bild).

In Bullingers Amtszeit werden 1532 Heini Karpfis und Hans Herzog ertränkt.

Am 26. Juni 2004 fand in Zürich ein Begenungstag zwischen den Reformierten und den Nachfahren der in der Reformationszeit verfolgten Täufer statt.
Einer der Höhepunkte war die Einweihung einer Gedenktafel für die einst hingerichteten Täufer. Die Gedenktafel befindet sich bei der Schipfe am linken Limmatufer, da wo in der Reformationszeit sechs Täufer ertränkt wurden.

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Bullinger stirbt 1575

Bullinger stirbt am 17. September 1575, völlig abgemagert und entkräftet durch ein jahreslanges schmerzhaftes Harn- und Nierenleiden. Er wird im Kreuzgang des Grossmünsters beerdigt.

Die genaue Grabstätte ist nicht bekannt. In seinem Testament bekennt er sich zum Alten und Neuen Testament und bezeichnet die Lehre des Papstes als falsch. Er empfiehlt seinen Schwiegersohn, Rudolf Gwalther, als seinen Nachfolger und ruft Räte und Bevölkerung auf, eine einige Gemeinde zu sein.


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ŤSchola Tigurinať

Die Zürcher Hohe Schule: Bullinger sichert die finanzielle und geistige Unabhängigkeit.

1523 organisiert Zwingli die Stiftsschule am Grossmünster neu. Es entwickelt sich daraus die Zürcher Hohe Schule, die Schola Tigurina, auch Prophezei genannt. Sie wird zum Vorbild für ähnliche reformierte Schulen in der Schweiz und im Ausland und ist die Vorläuferin der heutigen Universität. Sie dient vor allem, aber nicht nur, der Ausbildung der künftigen reformierten Pfarrer.

Entscheidend für diese Entwicklung der Schule ist Heinrich Bullinger: In seinem ersten Fürtrag vor dem Rat 1532 wehrt er sich dagegen, dass das Vermögen des Grossmünsterstiftes zur Deckung der Kosten des verlorenen Kappeler Krieges verwendet wird. Er sichert damit der Schule die finanzielle und geistige Unabhängigkeit. Zugleich gelingt es ihm, die bisherigen Lehrenden um weitere bedeutende Gelehrte zu erweitern und alle in einem Team wirken zu lassen.


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Der Lettner im Grossmünster mit Bullinger auf der Kanzel.

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Rathaus und Grossmünster im
Zusammenspiel


Obrigkeit und Geistlichkeit haben ganz im Sinne von Bullingers Weltauffassung für den Aufbau einer christlichen Gemeinschaft zusammenzuwirken. Dieses Zusammenspiel von Staat und Kirche zeigt sich in der Wahl der Versammlungsorte: Die Kirchensynode findet im Rathaus statt: Zwei Mal im Jahr versammeln sich alle Pfarrer im Rathaus zur Synode. Hier werden sie über neue Regelungen orientiert, ihre Arbeit und Lebensweise wird beurteilt. Die Geistlichkeit ist sich bewusst, der Obrigkeit verpflichtet zu sein.

Der Bürgereid wird in der Kirche geleistet: Zweimal im Jahr versammeln sich die Mitglieder des Rates und die Bürger im Grossmünster und leisten dem Bürgermeister den Treueeid. Die Regierung der christlichen Stadt ist sich bewusst, Gott verpflichtet zu sein.

(Darstellungen aus dem 18. Jahrhundert)


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